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Behandlung der Depression mit EMDR (Eye movement desensitization and reprocessing)

Aktualisiert: 12. Okt. 2021

EMDR ist eine ursprünglich nur für die Behandlung schwerer Traumata (d.h. z.B. nach Gewalt- und Missbrauchserfahrungen) entwickelte Therapieform, mit der Patienten oft sehr wirkungsvoll behandelt werden können (Shapiro 2018).

Im Wesentlichen wird der Patient mit allen Sinnen mit der traumatischen Situation konfrontiert, während gleichzeitig Augenbewegungen durchgeführt werden („bilaterale Stimulation“; es gibt auch Varianten, die ohne Augenbewegungen durchgeführt werden können).

Der wahrscheinliche Hauptwirkmechanismus wurde erst 2019 aufgeklärt.

Offensichtlich wird bei gleichzeitiger Konfrontation und bilateraler Stimulation u.a. der „superior colliculus“ (SC) aktiviert sowie der mediodorsale Thalamus, was letztlich sogenannte „fear encoding cells“ (Furchtneuronen) in der Amygdala hemmt, was dann wiederum traumatische Erinnerungen abschwächt (Baek et al. 2019).

Wie auch genau der neurobiologische Hintergrund aussehen mag, im klinischen Alltag sind oft bei Traumapatienten nach entsprechender Vorbereitung und Stabilisierung beeindruckende Verbesserungen möglich.

Angesichts dessen gibt es in den letzten Jahren Bemühungen, diese Therapieform auch bei anderen Störungsbildern anzuwenden.

So gründeten erfahrene EMDR-Therapeuten das internationale EDEN-Forschungsprojekt (EMDR Derpression European Network), wofür 2015 Dr. Hofmann und Dr. Hase mit dem Preis für herausragende Forschung ausgezeichnet wurden. Mittlerweile existiert auch ein entsprechendes spezialisiertes Behandlungsmanual (DeprEnd®) (Hase 2021, Hofmann et al. 2016).

Hierbei liegen die Schwerpunkte etwas anders als beim „normalen“ EMDR, z.B. wird intensiv an Ereignissen gearbeitet, die mutmaßlich eine depressive Episode auslösten (sogenannte Episodenauslöser).

Es gibt insgesamt erste Hinweise, dass die EMDR Therapie eine wirksame Behandlung der Depression sein könnte.

In der WENDELSTEIN Klinik wird EMDR regelmäßig angeboten; als zertifizierter EMDR-Therapeut habe ich ausreichend Kapazität, um einige Pat. mit dieser wirkungsvollen Methode 3 x die Woche zu behandeln für die Dauer des stationären klinischen Aufenthalts.


Literatur

  • Baek, J., Lee, S., Cho, T., Kim, S. W., Kim, M., Yoon, Y., ... & Shin, H. S. (2019). Neural circuits underlying a psychotherapeutic regimen for fear disorders. Nature, 566 (7744), 339-343.

  • Hofmann, A., Hase, M., Liebermann, P., Ostacoli, L., Lehnung, M., Ebner, F., & Tumani, V. (2016). DeprEnd©—EMDR therapy protocol for the treatment of depressive disorders. Eye movement desensitization and reprocessing (EMDR) therapy scripted protocols and summary sheets: Treating anxiety, obsessive-compulsive, and mood-related conditions, 289-311.

  • Shapiro, F. (2018). Eye movement desensitization and reprocessing (EMDR) therapy. Basic Principles, Protocols, and Procedures, Ed, 2.

  • Hase M. (2021). Das EMDR-Protokoll zur Behandlung der Depression. Zeitschrift für EMDR, Wissenschaft und Praxis, 6, 13-21.

Wendelstein Klinik Depression
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